„EIN TAG IM SCHLOSSPARK“

Schönbrunn: Wo Elefanten und Kaiser baden

Nieselregen fällt auf die feuchten, sandigen Wege, auf denen sich Schulklassen lustlos dahinwälzen – entlang an Gitterstäben und denkmalgeschützten Pavillons im markanten Schönbrunnergelb. Vorbei am Wintergarten, aus dessen meterhohen Terrassentüren die Giraffen-Damen Fleur und Sofie ebenso demotiviert auf den verregneten Vormittag hinausblicken. Je weiter die Schüler in den Tiergarten hineinschlendern, desto lebhafter werden sie. Spätestens beim Elefantengehege kommt Leben in die Teenager, Handys werden gezückt.

Wo Flamingos und Zebras dem Regen trotzen

Vis-à-vis im Zebrahaus herrscht trotz des schiefergrauen Himmels bereits reges Treiben: Dominik Eigenbauer folgt seinen Schützlingen durch die Holztür, die den Stall vom Außengehege trennt, ins Freie. „Ich habe meine Lehre hier in Schönbrunn absolviert und war danach sechs Jahre für die Affen zuständig. Seit letztem Jahr bin ich in Afrika“, erklärt der 27-jährige Tierpfleger und schiebt sich durch schwere Plastikstreifen in den Regen. Seine Anwesenheit wird sowohl von den sechs Zebras als auch den Blessböcken, die sich mit den gestreiften Steppenpferden das Areal teilen, aufmerksam zur Kenntnis genommen. Während die Zebras jeden Handgriff ihres Pflegers neugierig beobachten und zögerlich näherkommen, haben die Blessböcke das Interesse nach ein paar Minuten wieder verloren und schlendern in den hinteren Bereich des Geheges, das die Tiere nur durch einen Wassergraben von den Besuchern trennt. Voller Ruhe wirft Dominik den Exoten eine Handvoll Pellets auf den Futterplatz. „Ich wollte immer schon Tierpfleger werden, ich liebe den Umgang mit Tieren. Die reden nicht zurück“, lacht der Niederösterreicher, der sich vor seiner Lehre in Schönbrunn zum Landwirt ausbilden ließ. Jedes Jahr bewerben sich rund hundertfünfzig junge Leute um einen Ausbildungsplatz zum Tierpfleger im ältesten Zoo der Welt. Davon werden vierzig Personen zu einem schriftlichen Test eingeladen, von denen
nach einem zweitägigen Auswahlverfahren fünf angehende Tierpfleger mit der Lehre beginnen dürfen. „Man kann anhand der schriftlichen Bewerbungen schon merken, wer geeignet ist. Wenn zum Beispiel jemand schreibt: ‚Ich liebe Tiere, seitdem ich ein kleines Kind bin, und freue mich darauf, sie zu streicheln‘, ist es eher problematisch. Es sind Wildtiere und man darf den Beruf nicht unterschätzen. Es haben zwar die meisten Tiere Namen und man baut eine Verbindung zu ihnen auf, aber wir arbeiten nach strengen Sicherheitsrichtlinien“, so Dominik. „Ein Orang-Utan zum Beispiel ist zehnmal so stark wie ein ausgewachsener Mann und hat dabei die Intelligenz eines dreijährigen Kindes – das kann gefährlich werden. Deshalb arbeiten wir hier ausschließlich im geschützten Kontakt. Auch ist die körperliche Arbeit fordernd – ein Fitnessstudio am Abend brauche ich nicht mehr!“

Schwimmen wie einst Kaiser Franz Joseph

Ein Fitnessstudio braucht auch Marco Ebenbichler nicht, der am anderen Ende des Schlossparks mit einem Kärcher die noblen terracottafarbenen Fliesen rund um das Olympiaschwimmbecken reinigt. Der ehemalige Profischwimmer übernahm 2001 mit seinem Vater das altehrwürdige Schönbrunner Bad. Wie der Tiergarten, der 1745 vom Ehemann der Kaiserin Maria Theresia gegründet wurde, geht auch das Freibad auf die Kaiserfamilie zurück: Wo sich heute die Badegäste in Becken tummeln, befand sich einst ein Wasserreservoir, in dem der elfjährige Franz Joseph den ganzen Tag schwamm und plantschte. „In zwei Wochen sperren wir auf, auch wenn man es momentan nicht glaubt“, erzählt Marco und zieht sich seine Kappe tiefer vor den immer stärker fallenden Regentropfen ins Gesicht. Ein kalter Wind streift die Wipfel der alten Bäume und kräuselt die Wasseroberfläche.

Seit der zweiten Märzwoche ist Marco mit Ehefrau Nicole im Dauereinsatz, um das denkmalgeschützte Bad samt Fitness- und Wellnessbereich für die rund 60.000 Besucher der kommenden Saison nach den langen Wintermonaten wieder in Schwung zu bringen. „Wir haben bereits die WC-Anlagen, Gehwege und Umkleidekabinen gekärchert, die Holzelemente gestrichen und die Geländer neu lackiert“, führt Marco mit einer ausholenden Geste rund um die gepflegte Anlage aus. Und exquisit muss das Bad auch sein, um den Gästen ein hochwertiges Schwimmerlebnis bieten zu können. „Unser Eintrittspreis liegt über jenen der städtischen Bäder, da wir keine Förderungen bekommen“, erklärt Marco. „Dafür heben wir uns auch ab. Zu uns kommen Kunden, die es perfekt haben möchten. Unser typischer Badegast sucht seine Ruhe, will sich entspannen. Wir bieten keine Attraktionen für Kinder, daher herrscht eine entspannte Atmosphäre.“ Auch für jugendliche Schwimmer ist das 50 Meter lange Olympiabecken ein Magnet. Das zweitägige Aus- und Einlassen des Beckens wurde bereits am Vortag abgeschlossen und die Umluftwärmepumpe gewartet, damit den Gästen ein geheiztes Wasser geboten werden kann.

„Ich bin sehr happy in meinem Job. Nach jedem Urlaub freue ich mich wieder auf die Arbeit!“

„Aufgrund der gestiegenen Energiepreise müssen wir unsere Öffnungszeiten heuer von 22 auf 21 Uhr verlegen. Schade, das Nachtschwimmen ist sehr beliebt“, erklärt Nicole Ebenbichler, während sie im Regen zum Eingang eilt, um auch den Kassabereich aus dem Winterschlaf zu wecken.

Währenddessen bereitet zwei Kilometer entfernt Dominik im Wirtschaftshof eine Mahlzeit für seine Schützlinge zu. Aus aufgetürmten Kisten voller Kartoffel und Äpfel sammelt er Gemüse in einer großen Plastikschachtel. Die fünf Grad des Kühlraumes passen zu den Regentropfen, die laut auf das Dach prasseln. Bis halb sechs dauert Dominiks Dienst heute noch. „Am Abend hole ich die Tiere in den Stall und kontrolliere ihren Gesundheitszustand: Hinkt eines, gehen sie in der Gruppe in den Stall oder bleibt eines zurück.“ Sind die Tiere versorgt, kann auch Dominik aus Afrika nach Wien zurückkehren – dann heißt es auch für den Tierpfleger: graue Tauben statt rosa Flamingos.

Zoo und Bad in Schönbrunn

Der etwa 160 Hektar große Park rund um das barocke Schloss Schönbrunn genießt seit 1996 den Status UNESCO-Weltkulturerbe. Im Schlosspark befindet sich der älteste noch bestehende Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn, der eine Größe von 16 Hektar aufweist und unter anderem Pandabären beheimatet. Diagonal auf der anderen Seite des Schlossparks befindet sich oberhalb des Obelisken das privat geführte Schönbrunner Freibad, das sich aus der kaiserlichen Schwimmschule entwickelte und ebenfalls unter Denkmalschutz steht.

Weitere Infos zu Zoo und Bad unter:
www.zoovienna.at und www.schoenbrunnerbad

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